Die Panoramafotografie kennt viele Projektionsarten, aber keine von ihnen dürfte so beliebt und populär sein, wie die stereografische Projektion. Kurz umschrieben, wird hier eine vorhandene Kugelfläche zur Abbildung in die Ebene verwen-det. Das Projektionszentrum PZ befindet sich auf der Kugel-oberseite, die Bildebene ist eine Tangentialebene durch den gegenüber liegenden Punkt TP auf der Kugelunterseite. Klingt kompliziert - und in der Tat ist das Schaubild links auf den ersten Blick schwer zu entschlüsseln. Dabei wurde die stereografische Projektion bereits in der Antike entdeckt (vermutlich durch Hipparchos um 130 v. Chr.). Sie half uns-eren Ahnen bei der Abbildung des Himmels auf dem Astro-labium. In der Panoramafotografie entstehen heute dank dieser Technik zauberhaft kleine Welten; auch Little Planets genannt. Wer nun meint, bei einem Little Planet handelt es sich um ein Kugelpanorama, irrt. Richtig ist, dass man die Daten eines Kugelpanoramas hervorragend zum Erstellen einer stereo-grafischen Projektion verwenden kann. Darüber hinaus eignen sich Flächenpanoramen, aber auch viele planare Fotos (dann allerdings mit Einschränkungen).
Wie also erstellt man einen kleinen Planeten?
Diese Frage möchten wir anhand des linken Beispiels beantworten. Um ein Little Planet in dieser Projektionsqualität zu realisieren, muss Aufwand betrieben werden. In keinem der Fälle genügt ein einzelnes Bild erstellt mit kurzer Brennweite (z.B. mit einem Fisheye-Objektiv), das später dann mittels einer speziellen Software verzerrt wird. Für das Little Planet “Schloss Weikersheim” haben wir vielmehr 38 Bilder benötigt. Die Einzelaufnahmen können nicht mal eben so aus der Hand geschossen werden. Es mag Stimmen geben, die das Gegenteil behaupten, dann allerdings liegt der Anspruch an das Endergebnis derart niedrig, das sichtbare Nahtfehler (Stitchfehler) akzeptiert werden. In der Panoramafotografie ist ein VR-System zwingend erforderlich. Die Kamera sitzt im Hochkantformat sorgsam ausgerichtet im Knotenpunkt der Optik. Auf diese Weise werden Parallaxefehler vermieden. Die Animation links zeigt zum einen den Stativaufbau als auch die korrekte Abfolge der Einzelaufnahmen. Die benötigte Anzahl der Aufnahmen ist immer vom verwendeten Objekt abhängig. Unser Little Planet entstand mit der Brennweite 18 mm am Crop-Sensor 1,5. Bei kürzerer Brennweite reduziert sich die Anzahl der Bilder. Hätten wir z.B. ein zirkulares 8mm Fisheye gewählt, wären lediglich 4 Einzelaufnahmen erforderlich gewesen. Je kürzer die Brennweite ist, um so mehr Bildinformationen können per Bild eingefangen werden. Logisch, dass dann auch die Bildqualität leidet.In unserem Artikel Nodalpunktadapter im Eigenbaugehen wir ausführlich auf das VR-System ein und zeigen, wie die Kamera justiert werden muss.
Weshalb dieser Aufwand?
Ziel dieser Vorgehensweise ist, die komplette Umgebung von einem Standort aus kreisförmig abzufotografieren. Die somit erhaltenen Bilddaten werden benötigt, um ein sphärisches Panorama (Kugelpanorama) zu erstellen. Wer mit den Grundbegriffen der Panorama-Fotografie nicht vertraut ist: Man stelle sich vor, in der Mitte eines überdimensionalen Globanten zu stehen mit der Aufgabe, vom Zentrum aus die Umgebung zu fotografieren. Anschließend klebt man die fertigen Bilder an die Innenwand des Globanten und fertig ist das sphärische Panorama.
Und jetzt wird genäht!
Das Zusammenkleben, bzw. Zusammennähen der einzelnen Fotos erledigt für uns eine spezielle Software, ein sogenannter Stitcher. In unserem Softwareteststellen wir mehrere Programme vor. Als Freeware ist hugin zu empfehlen. Das Ergebnis unsere Bemühungen ist eine equirectangulare Projektion: Die equirectangulare Projektion ist Grundlage eines Kugelpanoramas und dient uns zugleich als Vorlage für das Little Planet. Wichtig ist: Die Einzelbilder müssen hinsichtlich Helligkeit und Kontrast harmonieren und es sollte zu keinerlei Nahtfehlern kommen. Sorgsames Arbeiten ist oberste Pflicht.
In wenigen Minuten zum Little Planet
Die Frage, welche Rohdaten zum Erstellen eines Little Planets benötigt werden, wäre beantwortet. Welches Programm kommt nun zur Anwendung? Wir haben PTGui vom Marktführer und PanoramaStudio als kostengünstige Lösung gewählt. Wie groß ist der Aufwand noch? Denkbar gering! In keinem der Fälle dauert das Erstellen länger als drei, vier Minuten. Auch machen Sie sich bitte keine Gedanken, ob sich ihr Panorama zum Umformen eignet. Es existiert keine schlüssige Formel, wie unsere Galeriebeweist. Die anfängliche These, man solle einen bewölkten Himmel vermeiden, erwies sich als falsch. Die Annahme, sämtliche Gebäude sollten möglichst im gleichen Abstand und kreisförmig zueinander stehen, erwies sich ebenfalls als unwahr. Wer derlei Mythen verbreitet, nutzt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Bildbearbeitungsprogramm wie Adobe Photoshop oder GIMP, die beide die Möglichkeit bieten, mittels Polarkoordinaten ein Bild zu verzerren. Diese Art der Bildbearbeitung birgt viele Nachteile und heischt um einen Effekt, den lediglich ein guter Stitcher beherrscht. Arbeiten Sie also intuitiv. Und lassen Sie sich von dem jeweiligen Ergebnis überraschen. Ein Little Planet ist immer für eine Überraschung gut.
1) Ein Little Planet erstellen mit PanoramaStudio Pro (Equirectangulare Projektion vorhanden)
In unserem ersten Video-Tutorial setzen wir voraus, Sie verfügen über ein fertig erstelltes 360°-Panorama-Bild. Natürlich ist diese Vorgehensweise nicht zwingend, wir aber verwenden für unser Beispiel eine sphärische Nachtaufnahme aus Heusenstamm im Format 380 x 180 Grad und zeigen Schritt für Schritt, wie man solch ein Kugelpanorama in unter 2 Minuten zu einem Little Planet konvertiert. Das fertige Arbeitsergebnis sehen Sie links (zum Vergrößern bitte anklicken).Wem die Software PanoramaStudio nicht bekannt ist: Dieses Programm ist kein Bildbearbeitungsprogramm, sondern ein Stitcher. Das heißt, es können mehrere Fotos zu einem nahtlosen Bild zusammengefügt werden. Schwerpunkt des Programms ist folglich die Erzeugung von qualitativ hoch-wertigen Panoramen unter einem Blickwinkel von bis zu 360 x 180 Grad. Im Vergleich zur Konkurrenz positioniert sich das kleine Softwareprogramm ganz weit vorne und ist zudem vergleichsweise günstig in der Anschaffung. Ab der Version 2.3 besteht die Möglichkeit, Little Planets schnell und komfortabel auszuleiten. Selbst Panoramen mit starker Wolkenzeichnung bereiten keine Probleme. Für Nutzer einer früheren Version (unter der Version 2.0) stellt der Betreiber ein kostenloses Update auf seiner Homepagezur Verfügung. Dazu muss man lediglich die aktuelle Version über die vorhandene Version installieren. Neueinsteiger können eine Demoversion zum Ausprobieren erhalten. Bei Interesse klicken Sie bitte auf das blaue Logo.
2) Ein Little Planet erstellen mit PTgui Pro (360°-Bild vorhanden)
Wann immer von der Panoramafotografie die Rede ist, wird der Stitcher PTgui zur Sprache kommen. Dieses weit verbreitete Programm beherrscht sämtliche Spielarten, die ein Fotograf zum Erstellen von Panoramen benötigt und ist für professionelle Fotografen, die mit einem Fisheye unterwegs sind, fast schon unverzichtbar. In unserem zweiten Video zeigen wir, wie man mithilfe von PTgui Pro ein fertiges 360°-Panorama-Bild zu einem Little Planet verformt. Die Vorgehensweise ist im Vergleich zu PanoramaStudio Pro nicht ganz so simpel. Störend ist, dass der Vorschaueditor niedrig auflöst und dass die Positionierung und der Zuschnitt verwirrend sind. Auch ist PTgui nur in englischer Sprache erhältlich. Hat man diese Hürden genommen, vermag das Endergebnis (siehe links) aber voll zu überzeugen (zum Vergrößern bitte anklicken). Aktuell kostet die Pro-Version 149 EURO.
Tipp:Die beste Qualität zum Betrachten der Videos erreichen Sie durch Änderung der Auflösung auf 1080p HD.Aktivieren Sie dafür das kleine Zahnrad im Player.
Heusenstamm - Schloss Schönborn
Tipp:Die beste Qualität zum Betrachten der Videos erreichen Sie durch Änderung der Auflösung auf 1080p HD.Aktivieren Sie dafür das kleine Zahnrad im Player.
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Wie wird ein Kugelpanorama erstellt?Stellen Sie sich vor, Sie stehen in einer Kugel. Im Zentrum fotografieren Sie die Umgebung ab.Anschließend kleben Sie die Bilder an die Innen-wand und fertig ist das “sphärische” Panorama!
Zum Erstellen eines Little Planets wird eine equirectangulare Projektion benötigt
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