Die Geschichte der Leica Vor ziemlich genau 100 Jahren wurde der Fein - mechaniker Oskar Barnack Mitarbeiter der Firma Leitz in Wetzlar. Mikroskope sollte er bauen, doch diese Aufgabe lastete den Tüftler nicht aus. Der von Asthma geplagte Oskar Bar - nack entwickelte in seiner Freizeit eine kleine Handkamera: Die Leitzsche Camera, die bald nur noch Leica hieß. 1924 ging das erste Modell in Serie. Der Erfolg war sensationell. So klein und leicht und hand - lich konnte man damals mit keinem anderen Fotoapparat arbeiten. Vorbei war die Zeit, in der man schwere Platten- und Großformatka - meras transportieren musste. Die Leica wurde das Fotowerkzeug schlechthin. Das Filmformat 24x36 Millimeter mauserte sich zum Weltstan - dard. Leica stieg auf zu einem der bedeutends - ten Hersteller für Kameras und Objektive. Später dann, so ab den frühen 70er Jahren, wehte in Wetzlar ein rauer Wind. Die Firmen - manager schätzten den Markt völlig falsch ein: Der großen Nachfrage nach Spiegelreflexka - meras hatte Leica nichts entgegenzusetzen. Die Einführung des Autofokus in den 80er Jah - ren ignorierte das Unternehmen. Und die Bedeutung der digitalen Fotografie seit den 90ern erkannte man erst ab dem Jahr 2010. Gleich mehrfach schrammte Leica dicht an der Pleite vorbei. Ohne den Investor Andreas Kaufmann gäbe es das Unternehmen nicht mehr. Der ehemalige Lehrer, dem fast alle Leica-Aktien gehören, setzte sich auf dem Höhepunkt der Krise selbst auf den Chefsessel. Mit langem Atem und einigen Millionen Euro leitete er die Wende ein. Leitz Wetzlar ist zum Nischenher - steller geschrumpft. Den Massenmarkt hatte das Unternehmen ja nie so richtig im Blick. Den Kundenstamm, den Leica heute bedient, ist der Marke treu ergeben und sich zum Ende hin immer einig, die bessere Kamera zu besit - zen. Analog trifft Digital Die Leica meines Vater aus dem Jahr 1954 kostete zwar auch ein mittleres Vermögen, nur die Käuferschicht war eine völlig andere. Das Modell IIIf galt als Reporterkamera, nicht als Spielzeug. Klein, robust, unverwüstlich. Das war ihr Ruf. Diesem Ruf wird sie bis heute gerecht. Ganz anders als heutige Kameras liegt sie schwer in der Hand. Alles rastet but - terweich. Mit satter Präzision. Die Schnecken - gänge lassen sich hauchzart mit einer Fingerspitze drehen. Optisch hat die alte Dame Blessuren erlitten. Technisch hat es den Anschein, als sei sie erst gestern über den Ladentisch gegangen. 60 Jahre ist sie alt. Das wollen wir bitte nicht vergessen! Mit der Leica IIIf ein Kugelpanorama erstellen zu wollen - vergiss diese Idee, so meinte mein Vater. Der Aufwand sei viel zu groß. Was spräche dagegen? Zum Beispiel das Stativgewinde ! Typisch Leica sitzt die Buchse weit von der optischen Achse entfernt! Dafür haben wir keinen geeigneten Nodalpunktadapter. Und falls wir einen hätten, wie stellst Du dann den Knotenpunkt ein? Wel - che Optik willst Du wählen? Selbst mit dem 35mm Objektiv wirst Du mehr als 36 Aufnah - men benötigen. Bei max. 37 Aufnahmen aber ist Schluss! Und wie willst Du die richtige Belichtungszeit ermitteln? Die Liste der Beden - ken wurde lang und länger!
In 11 Schritten zum Kugelpanorama 1) Das VR-System Nun, ich wäre nicht der Sohn meines Vaters, hätte ich an dieser Stelle resigniert. Probleme kann man lösen! Und ich wusste genau, würde ich die erste Hürde nehmen und meinen Multirow-Adapter Marke Eigenbau dahingehend modifizie - ren, dass die Kamera auf dem Ausleger längs montiert werden kann, säße mein Vater mit im Boot. Die Konstruktion benötigte drei Tassen Kaffee. Eine mir bekannte Lehrwerkstatt fertigte die Teile in Rekordzeit. Kosten: Ein Kasten Wei - zen. Am folgenden Wochenende besuchte ich meine Eltern. Im Keller setzen mein Vater und ich die Leica auf den Längs-Ausleger, richteten in etwa die Optik aus und fertig war das Leica IIIf-VR-System. Die Sache kam ins Rollen! 2) Das Objektiv Das zweite Problem war nicht so simpel zu lösen. Zum Fuhrpark der Leica zäh - len drei Objektive: - Leitz Elmar f 5,0cm - 1:3,5 - Steinheil Orthostigmat f 3,5cm - 1:4,5 - Steinheil Culminar f 8,5cm - 1:2,8 Für das Kugelpanorama wäre das 35mm Steinheil Orthostigmat am besten geeignet nur leider wies die Linse einen durchgehenden Längsriss auf. Jeder Versuch, eine Reparaturmöglichkeit zu finden, verlief im Sande. Folglich suchten wir ein Ersatzobjektiv und liefen abermals gegen Mauern: Die Preise für ein halb - wegs vernünftig erhaltenes Weitwinkel-Objektiv liegen bei ca. 350 Euro. Günstigere Objektive leiden häufig unter Pilz, beschlagenen Linsen oder verölten Lamellen. Was also tun? Wir wandten uns an das Deutsche Kameramuseum in Plech nahe Nürnberg. Kurt Tauber antwortete prompt und hatte kurze Zeit drauf eine Lösung parat: Sein Freund und Kollege Clemens Cahn aus dem Vogelsberg könne uns ein 3,5cm Jupiter-12 mit Leica-Schraubgewinde zur Verfügung stellen. Mit dieser Leihgabe sollte unser Vorhaben gelingen. Soviel Freundlichkeit darf nicht unerwähnt bleiben. Unser Dank gilt den beiden Fotofreunden, denen wir gerne mal persönlich die Hand drücken möchten. Wir werden das Deutsche-Kamera Museum in Bälde besuchen!
3) Der Workflow Die Frage, wie die Kamera gedreht und geschwenkt werden muss, um ein Kugelpanorama zu erzeugen, wird uns immer wieder gestellt. Dabei ist die Vorgehensweise gar nicht so schwer nachzuvollziehen. Wir verlassen uns allein auf unseren eigenen Kopf und greifen nicht auf das ein oder andere Formelwerkzeug zurück, das sich im Netz so finden lässt. Am wichtigsten ist zu wissen, welchen Bildwinkel das zum Einsatz kommende Objektiv zeichnet. Allein mit diesem Wert und dem Wissen, dass ein Stitcher wie PTGui oder Panorama-Studio ca. 20% bis 25% Überlappung benötigt, kann man sich mit einer einfachen Rechnung behelfen. Zurück zu den Fakten. Ein 35mm Objektiv verfügt über einen Bildwinkel von 38° x 54° am Kleinbildformat. Da wir im Hochformat fotografieren, steht der Wert 38° für den horizontalen Blickwinkel. In der Betrachtung sieht das aus wie folgt:
Ähnlich unkompliziert wird der vertikale Schwenk ermittelt. Hier allerdings müssen wir für unsere Leica IIIf einen Kompromiss eingehen, Ein Negativfilm gibt max. 36 Einzelaufnahmen her. Mit sehr viel Glück fällt eine Aufnahme für den Zenit noch ab, dann aber ist Schluss. Da wir pro 360°-Drehung 12 Bilder benötigen, können wir uns in der Summe 3 Reihen in der Vertikalen erlauben. Aus diesem Grund reduzieren wir die erforderliche Überlappung und fixieren den Schwenk auf 45 Grad. Diese Vorgehensweise birgt das Wagnis, dass der Stitcher die Bilder später nicht zusammen nähen kann. Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, müssen wir uns entweder mit Meterware behelfen oder aber mit zwei Filmen arbeiten.
4) Die Location Wie, wann und wo? Insbesondere das Wo stand zur Debatte. Zum einen wollten wir einen Aufnahmestandort wählen, der dem Aufwand des Projekts gerecht wird. Zum Beispiel den “Römer” in Frankfurt, ein belebter Platz mit historischer Kulisse. Zum anderen mochten wir uns die Arbeit nicht unnötig erschweren. Umher laufende Passanten können die größten Probleme bereiten. indem sie ggf. doppelt im Panorama erscheinen. Abgetrennte Gliedmaßen, ein fehlender Arm, ein fehlendes Bein, ein abgetrennter Kopf - all diese Effekte sind denkbar, wenn man mehrzeilig arbeitet. Unter Verwen - dung einer Digitalkamera mit ausreichend großem Speicherchip drückt man im Falle eines Falles einfach mehrmals auf den Auslöseknopf. Diese Reserve würde uns nicht zur Verfügung stehen. Welche Bedingungen sollten also erfüllt sein? Wenig Wind! Weshalb? Wehende Fahnen, schaukelnde Äste und Blätter, eine schnell vor - überziehende Wolkendecke führen unweigerlich zu Passfehlern, die man mühevoll korrigieren muss. Hohe Gebäude! Weshalb? 12 Bilder, die nur aus strahlend blauem Himmel bestehen, machen Schwierigkeiten! Der Stitcher kann die einzelnen Bilder aufgrund fehlender Kontrollpunkte nicht positionieren. Ferner treten Schwachstellen des Objektivs zutage (zum Beispiel eine starke Randabschattung). Mittagssonne! Weshalb? Je tiefer die Sonne steht, um so größer wird der dynamische Umfang einer Aufnahme. Halten sich Licht und Schatten halbwegs in der Waage, kann man zulaufende Schatten und ausblutende Lichter vermeiden. Ferner ist der Schattenwurf kürzer. Mit einem schlecht durchdachten Kamera-Standort handelt man sich unnötige Zeitstrafen ein. Das Motiv, dass wir schlussendlich wählten, erfüllt zwar nicht alle Voraussetzungen, dafür sollte es perfekt mit unserem Projekt harmonieren: Wetzlar, der Geburtsort der Leica! 5) Das Digitalisieren Wer über eine Sammlung von Dias und Negativen verfügt und diese auf modernen Medien digitalisiert haben möchte, steht vor der Frage, ob er sich hierfür einen geeigneten Scanner kauft, oder ob es nicht sinnvoller wäre, einen professionellen Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Welcher Weg der richtige ist, entscheidet das eigene Fachwissen als auch die bereits vor - handene Hardware. Der Prozessor sollte über reichlich Arbeitsspeicher verfügen, die Grafikkarte darf gerne zu den besseren Modellen zählen, der Monitor bedarf einer Kalibrierung und die Gedultsnerven sollten strapazier - fäig sein. Unser Epson Photo RX640 ist zwar in die Jahre gekommen, aber mit 48 bit Farbtiefe und 3200 x 6400 dpi optischer Auflösung sollte er zumindest in der Lage sein, erste Ergebnisse für den Stitcher zu liefern. Dann aber möchten wir die bestmögliche Qualität aus dem Film herauskitzeln und einen Profi mit der Digitalisierung unserer Quellbilder beauftragen.
Das Objektiv Jupiter-12 ist übrigens ein russi - scher Nachbau des Zeiss Biogon 35 mm /2.8, einer Entwicklung von Ludwig Bertele bei Zeiss Ikon Dresden aus dem Jahr 1935. Wer nun meint, ein russisches Objekt an einer Leica zu betreiben, wäre Humbug, irrt. Der Ruf russischer Objektive war ausgezeichnet, zumal sie nicht selten mit aus in Deutschland gefertigten Linsengruppen bestückt wurden und somit deutschen Objektiven in sehr wenig nachstanden. KMZ bot das Jupiter-12 etwa ab 1950 bis 1960 an. Danach stelle LZOS das Jupiter-12 her. Es wurde bis Ende der 60er Jahre in Chrom und ab ca. 1970 für die Zorki4K als Jupiter 12M in der Farbe schwarz gefertigt. Etwas fummelig ist die Blendeneinstellung, die vorne an der Optik an einem versenkten Ring vorgenommen werden muss. Besonders empfindlich ist das Jupiter-12 an seiner Rückseite, Hier ragt ein voluminöser Glaskörper ins Kamerage - häuse hinein, der die Filmebene fast zu berühren scheint. Tatsächlich ist kaum Platz vorhanden zwischen Verschluss und der Rücklinse des Objektivs. Wie man am Linsenschnitt gut erkennen kann, ist diese Rücklinse der größte und schwerste Bestandteil des Objektivs.
Wenn Sie das Bildmaterial eines Panoramas digitalisieren lassen möchten, müssen Sie dem Labor unbedingt mitteilen, dass an den Bildern keine Veränderungen vorgenommen werden dürfen! In der Regel greifen beim Digitalisieren mehrere Optimierungsprozesse ein. ICE (Image Correction & Enhancement) zum Beispiel korrigiert die Vorlagen hinsichtlich Staub und Kratzer. GEM (Grain Equalization & Management) sorgt für eine Glättung des Filmkorns und ein Mehrfachscan beseitigt Störungen und Bildrauschen. In keinem der Fälle darf die Software die Farbsättigung, den Kontrast und die Helligkeitswerte abändern, ansonsten wird ein Effekt erzielt, als wären die Aufnahmen im Automatikmodus entstanden. Im schlimmsten Fall ist das Panorama nicht mehr zu stitchen!
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Das Panorama-Magazin

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Analogfotografie

Mit der Leica IIIf von 1954 per Negativ und Scanner zum Kugelpanorama

Seite 1
Inhaltsverzeichnis Die Geschichte der Leica Analog trifft digital Das Objektiv Die Location Erste s/w Test-Aufnahmen Bei Leitz in Wetzlar Zwischenfazit Das Leica-Farbpanorama
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit einer weltbekannten Reporter-Kamera aus dem Jahr 1954 - der Leica 3f aus Wetzlar - und gehen der Frage nach, ob man mit der Technik der Väter und Großväter ein brauchbares Kugelpanorama erstellen kann. Per Negativfilm und Scanner. Hier beschreiben wir den kom - pletten Weg, von der ersten Idee bis hin zum finalen Ergebnis. Ihr
Das VR-System Der Workflow Das Digitalisieren Erstes Stitching Das erste s/w-Kugelpanorama Wie viele MPixel hat ein Film? Panorama mit Canon EOS 5
Die Anzahl der erforderlichen Einzel- aufnahmen zum Erstellen eines Kugelpanoramas ist abhängig von der Brennweite des Objektivs. Unsere Animation zeigt den Bewegungsablauf. Jeder Stopp steht für eine Einzelaufnahme.
Das Kamera- und Fotomuseum Kurt Tauber im bayerischen Plech (Landkreis Bayreuth) bietet u.a. die Möglichkeit, den Wert von alten Kameras einzuschätzen. Clemens Cahn ist Herr über 500 analoge Kameras und Ansprechpartner für die kleinen und größeren Probleme rund um das Thema der analogen Fotografie
Der Standort der Kamera beim Erstellen eines Kugelpanoramas will gut durchdacht sein!
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Die Geschichte der Leica Vor ziemlich genau 100 Jahren wurde der Feinmechaniker Oskar Barnack Mitarbeiter der Firma Leitz in Wetzlar. Mikroskope sollte er bauen, doch diese Aufgabe lastete den Tüftler nicht aus. Der von Asthma geplagte Oskar Barnack entwickelte in seiner Freizeit eine kleine Handkamera: Die Leitz - sche Camera, die bald nur noch Leica hieß. 1924 ging das erste Modell in Serie. Der Erfolg war sensationell. So klein und leicht und handlich konnte man damals mit keinem anderen Fotoapparat arbei - ten. Vorbei war die Zeit, in der man schwere Platten- und Großformatkameras transportieren musste. Die Leica wurde das Fotowerkzeug schlechthin. Das Filmformat 24x36 Millimeter mauserte sich zum Weltstandard. Leica stieg auf zu einem der bedeutendsten Hersteller für Kameras und Objektive. Später dann, so ab den frühen 70er Jahren, wehte in Wetzlar ein rauer Wind. Die Firmenmanager schätzten den Markt völlig falsch ein: Der großen Nach - frage nach Spiegelreflexkameras hatte Leica nichts entgegenzusetzen. Die Einführung des Autofokus in den 80er Jahren ignorierte das Unternehmen. Und die Bedeutung der digitalen Fotografie seit den 90ern erkannte man erst ab dem Jahr 2010. Gleich mehrfach schrammte Leica dicht an der Pleite vorbei. Ohne den Investor Andreas Kaufmann gäbe es das Unternehmen nicht mehr. Der ehemalige Lehrer, dem fast alle Leica-Aktien gehören, setzte sich auf dem Höhepunkt der Krise selbst auf den Chefsessel. Mit langem Atem und einigen Millionen Euro leitete er die Wende ein. Leitz Wetzlar ist zum Nischenhersteller geschrumpft. Den Massenmarkt hatte das Unternehmen ja nie so richtig im Blick. Den Kundenstamm, den Leica heute bedient, ist der Marke treu ergeben und sich zum Ende hin immer einig, die bessere Kamera zu besitzen. Analog trifft Digital Die Leica meines Vater aus dem Jahr 1954 kostete zwar auch ein mittleres Ver - mögen, nur die Käuferschicht war eine völlig andere. Das Modell IIIf galt als Reporterkamera, nicht als Spielzeug. Klein, robust, unverwüstlich. Das war ihr Ruf. Diesem Ruf wird sie bis heute gerecht. Ganz anders als heutige Kameras liegt sie schwer in der Hand. Alles rastet butterweich. Mit satter Präzision. Die Schneckengänge lassen sich hauchzart mit einer Fingerspitze drehen. Optisch hat die alte Dame Blessuren erlitten. Technisch hat es den Anschein, als sei sie erst gestern über den Ladentisch gegangen. 60 Jahre ist sie alt. Das wollen wir bitte nicht vergessen! Mit der Leica IIIf ein Kugelpanorama erstellen zu wollen - vergiss diese Idee, so meinte mein Vater. Der Aufwand sei viel zu groß. Was spräche dagegen? Zum Beispiel das Stativgewinde ! Typisch Leica sitzt die Buchse weit von der optischen Achse entfernt! Dafür haben wir keinen geeigneten Nodalpunktadap - ter. Und falls wir einen hätten, wie stellst Du dann den Knotenpunkt ein? Welche Optik willst Du wählen? Selbst mit dem 35mm Objektiv wirst Du mehr als 36 Aufnahmen benötigen. Bei max. 37 Aufnahmen aber ist Schluss! Und wie willst Du die richtige Belichtungszeit ermitteln? Die Liste der Bedenken wurde lang und länger!
In 11 Schritten zum Kugelpanorama 1) Das VR-System Nun, ich wäre nicht der Sohn meines Vaters, hätte ich an dieser Stelle resigniert. Pro - bleme kann man lösen! Und ich wusste genau, würde ich die erste Hürde nehmen und meinen Multirow-Adapter Marke Eigen - bau dahingehend modifizieren, dass die Kamera auf dem Ausleger längs montiert werden kann, säße mein Vater mit im Boot. Die Konstruktion benötigte drei Tassen Kaffee. Eine mir bekannte Lehrwerkstatt fertigte die Teile in Rekordzeit. Kosten: Ein Kasten Weizen. Am folgenden Wochenende besuchte ich meine Eltern. Im Keller setzen mein Vater und ich die Leica auf den Längs-Ausleger, richteten in etwa die Optik aus und fertig war das Leica IIIf-VR-System. Die Sache kam ins Rollen! 2) Das Objektiv Das zweite Problem war nicht so simpel zu lösen. Zum Fuhrpark der Leica zäh - len drei Objektive: - Leitz Elmar f 5,0cm - 1:3,5 - Steinheil Orthostigmat f 3,5cm - 1:4,5 - Steinheil Culminar f 8,5cm - 1:2,8 Für das Kugelpanorama wäre das 35mm Steinheil Orthostigmat am besten geeignet nur leider wies die Linse einen durchgehenden Längsriss auf. Jeder Versuch, eine Reparaturmöglichkeit zu finden, verlief im Sande. Folglich such - ten wir ein Ersatzobjektiv und liefen abermals gegen Mauern: Die Preise für ein halbwegs vernünftig erhaltenes Weitwinkel-Objektiv liegen bei ca. 350 Euro. Günstigere Objektive leiden häufig unter Pilz, beschlagenen Linsen oder veröl - ten Lamellen. Was also tun? Wir wandten uns an das Deutsche Kameramu - seum in Plech nahe Nürnberg. Kurt Tauber antwortete prompt und hatte kurze Zeit drauf eine Lösung parat: Sein Freund und Kollege Clemens Cahn aus dem Vogelsberg könne uns ein 3,5cm Jupiter-12 mit Leica-Schraubgewinde zur Ver - fügung stellen. Mit dieser Leihgabe sollte unser Vorhaben gelingen. Soviel Freundlichkeit darf nicht unerwähnt bleiben. Unser Dank gilt den beiden Fotofreunden, denen wir gerne mal persönlich die Hand drücken möchten. Wir werden das Deutsche-Kamera Museum in Bälde besuchen!
3) Der Workflow Die Frage, wie die Kamera gedreht und geschwenkt werden muss, um ein Kugelpanorama zu erzeugen, wird uns immer wieder gestellt. Dabei ist die Vorgehensweise gar nicht so schwer nachzuvollziehen. Wir verlassen uns allein auf unseren eigenen Kopf und greifen nicht auf das ein oder andere Formelwerkzeug zurück, das sich im Netz so finden lässt. Am wichtigsten ist zu wissen, welchen Bildwinkel das zum Einsatz kommende Objektiv zeichnet. Allein mit diesem Wert und dem Wissen, dass ein Stitcher wie PTGui oder Panorama-Studio ca. 20% bis 25% Überlappung benötigt, kann man sich mit einer einfachen Rechnung behelfen. Zurück zu den Fakten. Ein 35mm Objektiv verfügt über einen Bildwinkel von 38° x 54° am Kleinbildformat. Da wir im Hochformat fotografieren, steht der Wert 38° für den horizontalen Blickwinkel. In der Betrachtung sieht das aus wie folgt:
Ähnlich unkompliziert wird der vertikale Schwenk ermittelt. Hier allerdings müssen wir für unsere Leica IIIf einen Kompromiss einge - hen, Ein Negativfilm gibt max. 36 Einzelauf - nahmen her. Mit sehr viel Glück fällt eine Aufnahme für den Zenit noch ab, dann aber ist Schluss. Da wir pro 360°-Drehung 12 Bil - der benötigen, können wir uns in der Summe 3 Reihen in der Vertikalen erlauben. Aus die - sem Grund reduzieren wir die erforderliche Überlappung und fixieren den Schwenk auf 45 Grad. Diese Vorgehensweise birgt das Wag - nis, dass der Stitcher die Bilder später nicht zusammen nähen kann. Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, müssen wir uns entweder mit Meterware behelfen oder aber mit zwei Filmen arbeiten.
4) Die Location Wie, wann und wo? Insbesondere das Wo stand zur Debatte. Zum einen woll - ten wir einen Aufnahmestandort wählen, der dem Aufwand des Projekts gerecht wird. Zum Beispiel den “Römer” in Frankfurt, ein belebter Platz mit historischer Kulisse. Zum anderen mochten wir uns die Arbeit nicht unnötig erschweren. Umher laufende Passanten können die größten Probleme bereiten. indem sie ggf. doppelt im Panorama erscheinen. Abgetrennte Gliedmaßen, ein fehlender Arm, ein fehlendes Bein, ein abgetrennter Kopf - all diese Effekte sind denkbar, wenn man mehrzeilig arbeitet. Unter Verwendung einer Digitalkamera mit aus - reichend großem Speicherchip drückt man im Falle eines Falles einfach mehrmals auf den Auslöseknopf. Diese Reserve würde uns nicht zur Verfügung stehen. Welche Bedingungen sollten also erfüllt sein? Wenig Wind! Weshalb? Wehende Fahnen, schaukelnde Äste und Blätter, eine schnell vor - überziehende Wolkendecke führen unweigerlich zu Passfehlern, die man mühevoll korrigieren muss. Hohe Gebäude! Weshalb? 12 Bilder, die nur aus strahlend blauem Himmel bestehen, machen Schwierigkeiten! Der Stitcher kann die einzelnen Bilder aufgrund fehlender Kontrollpunkte nicht positionieren. Ferner treten Schwachstellen des Objektivs zutage (zum Beispiel eine starke Randabschattung). Mittagssonne! Weshalb? Je tiefer die Sonne steht, um so größer wird der dynamische Umfang einer Aufnahme. Halten sich Licht und Schatten halbwegs in der Waage, kann man zulaufende Schatten und ausblutende Lichter vermeiden. Ferner ist der Schattenwurf kürzer. Mit einem schlecht durchdachten Kamera-Standort handelt man sich unnötige Zeitstrafen ein. Das Motiv, dass wir schlussendlich wählten, erfüllt zwar nicht alle Voraussetzungen, dafür sollte es perfekt mit unserem Projekt harmonieren: Wetzlar, der Geburtsort der Leica! 5) Das Digitalisieren Wer über eine Sammlung von Dias und Negativen verfügt und diese auf moder - nen Medien digitalisiert haben möchte, steht vor der Frage, ob er sich hierfür einen geeigneten Scanner kauft, oder ob es nicht sinnvoller wäre, einen profes - sionellen Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Welcher Weg der richtige ist, entscheidet das eigene Fachwissen als auch die bereits vorhandene Hardware. Der Prozessor sollte über reichlich Arbeitsspeicher verfügen, die Grafikkarte darf gerne zu den besseren Modellen zählen, der Monitor bedarf einer Kalibrie - rung und die Gedultsnerven sollten strapazierfäig sein. Unser Epson Photo RX640 ist zwar in die Jahre gekommen, aber mit 48 bit Farbtiefe und 3200 x 6400 dpi optischer Auflösung sollte er zumindest in der Lage sein, erste Ergebnisse für den Stitcher zu liefern. Dann aber möchten wir die bestmögliche Qualität aus dem Film herauskitzeln und einen Profi mit der Digitalisierung unserer Quellbilder beauftragen.
Das Objektiv Jupiter-12 ist übrigens ein russischer Nachbau des Zeiss Biogon 35 mm /2.8, einer Ent - wicklung von Ludwig Bertele bei Zeiss Ikon Dres - den aus dem Jahr 1935. Wer nun meint, ein russisches Objekt an einer Leica zu betreiben, wäre Humbug, irrt. Der Ruf russischer Objektive war ausgezeichnet, zumal sie nicht selten mit aus in Deutschland gefertigten Linsengruppen bestückt wurden und somit deutschen Objektiven in sehr wenig nachstanden. KMZ bot das Jupiter- 12 etwa ab 1950 bis 1960 an. Danach stelle LZOS das Jupiter-12 her. Es wurde bis Ende der 60er Jahre in Chrom und ab ca. 1970 für die Zorki4K als Jupiter 12M in der Farbe schwarz gefertigt. Etwas fummelig ist die Blenden - einstellung, die vorne an der Optik an einem versenkten Ring vorgenommen werden muss. Besonders empfindlich ist das Jupiter-12 an seiner Rückseite, Hier ragt ein voluminöser Glaskörper ins Kameragehäuse hinein, der die Filme - bene fast zu berühren scheint. Tatsächlich ist kaum Platz vorhanden zwischen Verschluss und der Rücklinse des Objektivs. Wie man am Linsenschnitt gut erkennen kann, ist diese Rücklinse der größte und schwerste Bestandteil des Objektivs.
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Inhaltsverzeichnis Die Geschichte der Leica Analog trifft digital Das Objektiv Die Location Erste s/w Test-Aufnahmen Bei Leitz in Wetzlar Zwischenfazit Das Leica-Farbpanorama
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